Nehmt Wahlen ernst, denn sie ändern was!

Kaum wurde am frühen Freitagmorgen die Entscheidung für den EU-Austritt Großbritanniens bekannt, da wollten viele Brexiters das Ergebnis schon wieder rückgängig machen. Erst jetzt hatten viele Briten gegoogelt, was der Brexit eigentlich für sie bedeutet. Offensichtlich hatten viele für den Austritt gestimmt, ohne die Konsequenzen zu bedenken.

Schon am Wochenende unterschrieben mehrere Millionen eine Petition gegen den Austritt – sehr zu Recht! Es ist zu hoffen, dass die Engländer einen demokratischen Weg finden, ihre Wahnsinnsentscheidung wieder aufzuheben.

Der Brexit wird die Europäische Union nicht sprengen, wahrscheinlich aber Großbritannien. Die Schotten werden sich ihre europäische Zukunft nicht kaputt machen lassen. Und wie sehr die vielbenörgelte EU ein Friedensprojekt ist, zeigt Nordirland: Die Sinn-Fein-Partei strebt jetzt eine Volksabstimmung zur irischen Vereinigung an, damit keine EU-Außengrenze in Irland entsteht. Damit drohen die alten Konflikte zwischen Unionisten und Republikanern wieder aufzubrechen.

Man kann vieles an Brüssel kritisieren und gerne auch an Merkels Politik. Doch weder die angeblich undemokratische EU noch das rechts wie links gepflegte Zerrbild eines imperialistischen Deutschlands rechtfertigen das Votum der Engländer. Wahlen sind auch keine erzwungenen Akklamationen und ihre Verweigerung kein revolutionärer Befreiungsakt. Derlei Einwände haben sicher den unbestreitbaren Vorzug, den Bürger von der Mühe zu befreien, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen.

Nein, die Engländer sind schon selbst schuld am Brexit, sie sind lieber unverantwortlichen Populisten und Rassisten nachgelaufen, als eine rationale Entscheidung zu treffen. Ein demokratisches Referendum ist kein beliebiges Daumen-Runter bei Fratzenbuch, das man mal schnell so nebenbei raushaut. Die Herrschaft des Volkes funktioniert nur, wenn alle Bürger ihre Verantwortung ernst nehmen und sich für das entscheiden, was sie nach bestem Wissen und Gewissen für das beste für die Gesellschaft halten.

Wer vorher nicht nachdenkt, darf sich später nicht beschweren. Wer demokratische Wahlen verachtet oder sich nicht dafür interessiert, der wird eines Morgens in der Diktatur aufwachen.

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