Wie geht es weiter am Neustädter Markt? – Ein Vorschlag

Zwar hat mich die Grüne Fraktion im Dresdner Stadtrat nicht mehr in den Bauausschuss entsandt. Doch werde ich weiter meine Neustädter Themen bearbeiten, ob es der Fraktion gefällt oder nicht. Deshalb hier ein Entwurf für einen Beschluss zur Aufstellung eines Bebauungsplans zur weiteren Planung am Königsufer und Neustädter Markt. Ich freue mich über Reaktionen.

1. Der Stadtrat begrüßt den Siegerentwurf des städtebaulichen und freiräumlichen Wettbewerbs von Bernd Albers / Günther Vogt zum Königsufer und Neustädter Markt. Er überzeugt mit seinem Verhältnis zwischen Freiraum und bebautem Raum und der Dimensionierung der Baukörper.

2. Der Oberbürgermeister wird gebeten, den Siegerentwurf mit folgenden Maßgaben zur Grundlage eines Aufstellungsbeschlusses zu machen:

a) Der Siegerentwurf gestaltet überzeugend den gewünschten landschaftlichen Übergang zwischen der Elbe zur Bebauung Köpckestraße / Meißner Straße. Der Erhalt und die Inszenierung der alten Platanen wird ausdrücklich begrüßt. Bei der weiteren Planung soll größerer Wert auf eine erlebbare Durchlässigkeit und die Sichtbeziehungen zur Altstadt (Kuppel der Frauenkirche) gelegt werden.

b) Bei der verkehrlichen Erschließung ist die Augustusbrücke entsprechend des Beschlusses des Stadtrats von 2015 privatautofrei zu halten. Der Raum für die nicht mehr erforderliche Rechtsabbiegespur auf die Augustusbrücke vor dem Blockhaus und für die nicht erforderliche Rechtsabbiegespur ab dem westlichen Überweg über die Meißner Straße bis zur Einbiegung in den Palaisplatz sind insbesondere für Radverkehrsanlagen und wenn möglich zur Platzgestaltung zu nutzen.

c) Die zerstörten barocken Bürgerhäuser zwischen Blockhaus und Bellevue sollen auf ihrer historischen Parzelle historisch rekonstruiert werden.

d) Die Fassade der nördlichen Bebauung des Hotels Bellevue gegenüber dem Japanischen Palais ist soweit nach Süden abzurücken, dass die Südfassade des Japanischen Palais zur Geltung kommen und ein attraktiver Durchgangsraum zur Elbe entstehen kann.

e) Für die Bauwerke sind Architekturwettbewerbe durchzuführen.

3. Obwohl der Siegerentwurf eine Bebauung des Neustädter Markts vorsieht, soll der Platz unbebaut bleiben, die historisch, städtebaulich und freiräumlich wertvolle Figur der späten 1970er erhalten, rekonstruiert und als grüner Platz mit hoher Aufenthaltsqualität auch für die Anwohnerinnen und Anwohner behutsam weiterentwickelt werden. Ein freiräumlicher Wettbewerb ist durchzuführen.

4. Der Stadtrat dankt dem Oberbürgermeister, dem Bürgermeister für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung sowie dem beauftragten Büro für die Durchführung der Bürgerbeteiligungsverfahren sowie die Einbeziehung des Stadtrats und des Stadtbezirksbeirats Neustadt. Das Bürgerbeteiligungsverfahren Wettbewerb Königsufer / Neustädter Markt hat Modellcharakter für kommende wichtige städtebauliche Wettbewerbe.

Begründung

Nach der Durchführung des Wettbewerbs Königsufer / Neustädter Markt sollte sich der Stadtrat zum Ergebnis äußern. Der Antrag bestätigt im Wesentlichen das Ergebnis des Wettbewerbs. Allerdings sind in einigen wesentlichen Punkten Änderungen erforderlich. Der angestrebte Stadtratsbeschluss soll die weiteren Planungsziele von Bebauungsplänen im Gebiet festlegen. Der Beschlussvorschlag ist eine bewusste Absage an Vorstellungen, die ursprüngliche Straßenführung und Verengung des Neustädter Markts wieder herzustellen und mit einer pseudohistorischen Kulissenarchiktektur zu umstellen.

Punkt 2 nennt die Änderungen des Siegerentwurfs, die füt die weitere Planung berücksichtigt werden sollen.

Buchstabe a) behandelt das Problem des von der Stadt gewünschten landschaftlichen Übergangs vom Elbufer in die Bebauung. Insgesamt erschient der Entwurf gelungen. Insbesondere ist zu begrüßen, dass die große Platane bewusst in die Gestaltung der Elbseite einbezogen werden soll. Dies wird festgeschrieben, um zu verhindern, dass diese Idee in späteren Planungsphasen fallen gelassen wird.

Die Dimensionierung der Baukörper zwischen Finanzministerium und Augustusbrücke lösen im Grundsatz das schwierige Problem des Übergangs zwischen dem überdimensionierten und zu weit in den Elbraum geschobenen Klotzes des Finanzministeriums und der kleinteiligen elbseitigen Bebauung jenseits des Blockhauses. Allerdings sollte in der weiteren Bearbeitung Öffnungen und Sichtachsen in der Bebauung näher geprüft werden, die den Elbraum sowie die Kuppel der Frauenkirche vom Neustädter Markt und dem Goldenen Reiter aus erlebbar machen.

Buchstabe b bestätigt die Entscheidungen des Stadtrats von 2015 bis 2017 zum Verkehrsraum Neustädter Markt / Köpckestraße / Meißner Straße und Augustusbrücke. Sie sind wesentlich, um einen urbanen Stadtraum und Platz wiederherzustellen. Sie heben zudem Entscheidungen ab November 2018 wieder auf, mit der die damalige zeitweilige Stadtratsmehrheit die jahrelangen Planungen rund um den Neustädter Markt torpediert hat.

Buchstabe c empfiehlt die Rekonstruktion der gut dokumentierten Bürgerhäuser zwischen Blockhaus und Hotel Bellevue, die möglich, städtebaulich sinnvoll und von vielen Bürgerinnen und Bürgern gewünscht wird.

Buchstabe d beauftragt die Stadtverwaltung, die Dimensionierung des Raumes zwischen der Ergänzungsbebauung des Hotels Bellevue nach Norden und der gegenüberliegenden Südfassade des Japanischen Palais nochmals zu überprüfen. Einerseits soll eine als geschlossen erlebbare Raumkante zwischen Bellevue und Japanischem Palais entstehen, andererseits darf dessen Seitenfassade im Süden nicht durch eine zu nah heranrückende Bebauung des Ergänzungsbaus erschlagen werden. Zum dritten ergibt sich aus dem Palaisplatz eine Durchgangssituation zur Elbe, die ebenfalls bedacht werden muss, und nicht ganz verstellt werden sollte. Der Entwurf erscheint an dieser Stelle am wenigsten durchdacht.

Buchstabe 3 beauftragt die Stadtverwaltung für die Architekturen der Fassaden geeignete Wettbewerbe durchzuführen. Sie erscheinen an dieser prominenten Stelle der Innenstadt erforderlich.

Punkt 3 des Beschlussvorschlags enthält die wesentlichste Abweichung vom Siegerentwurf, der eine Wiederherstellung der barocken Baukanten um den Goldenen Reiter vorsieht. Stattdessen soll nach diesem Beschlussvorschlag der Neustädter Markt nicht bebaut werden.

Denn die barocke Situation kann aufgrund der Plattenbau-Bebauung der 1970er Jahre nicht wieder hergestellt werden. Einen Abriß der Plattenbauten hat der Stadtrat aber 2015 mit breiter Mehrheit ausgeschlossen. Schließlich würde das städtebauliche und freiräumliche Ensemble aus DDR-Zeiten zerstört. Die Aktivitäten der Bürgerinitiative Neustädter Markt haben zudem gezeigt, dass die Anwohnerinnen und Anwohner eine Bebauung ablehnen.

Daher sieht der Beschlussvorschlag vor, das vorhandene Ensemble aus Bebauung und Freiraumgestaltung mit den Brunnen rechts und links des Goldenen Reiters zu bewahren, zu sanieren und behutsam für eine bessere Aufenthaltsqualität der Anwohnerinnen und Anwohner weiter zu entwickeln. Ein freiräumlicher Wettbewerb erscheint dafür als das geeignetste Mittel.

Punkt 4 dankt der Stadtverwaltung für die vorbildliche Bürgerbeteiligung und wünscht sich, dass dieses Verfahren zum Modell für andere zentrale städtebauliche Vorhaben wird.

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