Hoffnungvolle Pläne für den Alten Leipziger Bahnhof

Zivilgesellschaftliche Akteure, Eigentümer, Stadt- und Bezirksbeiräte erarbeiteten ab Mai 2022 für das Gelände zwischen Eisenbahnstraße, Leipziger Straße, Erfurter Straße und Bahngleis Eckpunkte der Ausschreibung für einen städtebaulichen Wettbewerb. Tatsächlich könnte ein vorbildhaftes klimaneutrales Quartier mit urbaner Dichte gelingen!

Rückblick

Nachdem die Bahn ihre Flächen an das Handelsunternehmen Globus verkauft hatte, segnete 2010 die schwarz-gelbe Mehrheit des Stadtrats einen Bebauungsplan ganz nach den Wünschen von Globus ab: Ein riesiges Einkaufszentrum mit 12.000 qm Verkaufsfläche und 1200 Parkplätzen. Ein wertvolles elbnahes Gebiet sollte zu einer autogerechten Handelsbrache verkommen. Die 2014 gewählte rot-grün-rot-orangene Mehrheit des Stadtrats wollte diese Fehlentwicklung korrigieren. Aber leider verweigerte sich die Linksfraktion (Wirtz, Kießling) einer Aufhebung des Bebauungsplans, so dass nur der Verhandlungsweg blieb. Globus war schließlich bereit, das Gelände an die Sachsenenergie zu verkaufen, sollte es an anderer Stelle eine Ausgleichsfläche mit Baurecht für einen Globusmarkt erhalten.

Grün, Bebauung und Kultur

Obwohl die Eigentümer das Gelände im Herbst 2014 gerodet hatten, entschied sich die Begleitgruppe, das Gesamtgelände aus den Grünzonen in der Mitte heraus zu entwickeln. Von der Orangerie an der Leipziger Straße bis zu den Bahngleisen soll ein großer Park entstehen. Gut 4 ha der 15,5 ha überplanbaren Fläche sollen Park, Biotopverbund, Gärten oder wilde “Aneignungsflächen” werden. Die “Eventspange” um den Alten Schlachthof, die Blaue Fabrik und die Hanse 3 bleiben erhalten. Im alten Bahnhofsgebäude soll ein Erinnerungsort an die Deportation der Dresdner Jüdinnen und Juden entstehen.

Mobilität und Wohnen

Das Quartier, durch den Öffentlichen Nahverkehr gut erschlossen, soll “autoreduziert und oberirdisch autoarm” mit Garagen am Rande geplant werden. Bahnbögen sollen für Fuß- und Radwege geöffnet werden. Von den 9 bebaubaren Hektar sollen etwa 70% für Wohnen (Bruttogeschoßfläche ca. 162.000 qm), davon 15 bis 30% im geförderten sozialen Wohnungsbau, 30% für kulturelle und soziale Zwecke verwendet werden. Auch eine Bebauung an der Südspitze der Fläche gegenüber dem Neustädter Bahnhof ist möglich, Hochpunkte bis 30m zulässig. Die Begleitgruppe will einen Nahversorger an der Leipziger Straße sowie eine Kita, die der Eigenbetrieb aber als unnötig ablehnt. Versickerung des Regenwassers und wirksame Durchlüftungskorridore sowie eine “klimaneutrale Energieversorgung” werden angestrebt. Mit einem Anschluss an die Fernwärme ist dies aber nicht zu erreichen, da sich die Sachsenenergie einer Dekarbonisierung verweigert.

Scheitern auf den letzten Metern?

Nach über 10 Jahren Kampf kann das Stadtquartier Alter Leipziger Bahnhof immer noch scheitern: Wenn es der von der grünen Stadträtin Susanne Krause angeführten Gruppe gelingen sollte, den Bebauungsplan für Globus an der Bremer / Hamburger Straße zu verhindern. Dies wäre nicht nur ein bemerkenswerte Kehrtwende der Politik der grünen Fraktion, sondern eine städtebauliche Katastrophe für die Neustadt und Pieschen.

twitter