Zum Stand der Westerweiterung des Alaunparks

In der Neustadt sind in den letzten Jahren immer mehr Baulücken geschlossen worden. Deshalb sollten Möglichkeiten zur Erweiterung von Park- und Grünflächen genutzt werden. Natürlich gilt das zuerst für den Alaunpark, den “Central Park” der Neustadt. So hatte der Ortsbeirat Neustadt schon vor über 10 Jahren beschlossen, den Alaunpark um den gesamten ehemaligen “Russensportplatz” im Westen zu erweitern. Die Stadtverwaltung hat 2013 eine Teilfläche von 14.400 qm erworben, der für die Öffentlichkeit zugänglich, aber weitgehend noch nicht gestaltet ist. Lediglich die Kletterspinne ist an den Weg zur Paulstraße verlegt worden. Neuerdings ist ein Bolzplatz eingerichtet worden.

1. Die Verwertungsinteressen der SIB und der “Denkmalschutz”

Die Stadtverwaltung konnte nicht die gesamte Fläche kaufen, weil sich der Eigentümer – niemand anderes als das “Sächsische Immobilien- und Baumanagement” (SIB) des Freistaats Sachsen – eine spätere Verwertung am Immobilienmarkt offen halten wollte. Die CDU plante damals noch, unter dem Alaunpark eine Tiefgarage zu bauen! Nachdem Rot-Grün-Rot-Orange bei der Stadtratswahl 2014 eine Mehrheit erhalten hatte, beschloss der Bauausschuss im Januar 2016 auf meinen Vorschlag, die Ziele des Aufstellungsbeschlusses eines Bebauuungsplans Nr. 383 neu zu fassen: Der Alaunpark soll von der Königsbrücker Straße um den Geländestreifen an der Tannenstraße erweitert werden. Für den Bereich westlich der 2013 gekauften Fläche soll geprüft werden, ob dieser auch dem Park angeschlossen oder Wohnhäuser gebaut werden sollen.

Dort verfallen seit Jahren einige eingeschossige Baracken aus der Zeit zwischen 1908 und 1926. Die Kulturbürgermeisterin Annekathrin Klepsch teilte Michael Ton Anfang 2016 mit, jene seien “markante bauliche Zeugnisse der Militärarchitektur und der Baukunst im Allgemeinen vor allem kurz nach 1900, bau- und militärgeschichtlich bedeutend, im Zusammenhang mit der bemerkenswerten Garnisonstadt Albertstadt zudem städtebaulich bedeutend.” Es geht um ehemalige Funktionsräume der ab 1908 aufgestellten “Ersten Maschinengewehrabteilung” des sächsischen Heeres. Die Bauten seien “somit Zeugnis der sich verändernden militärischen Technologie, insbesondere der zunehmenden Technisierung der Kriegsführung”.

Muss man das wirklich ernst nehmen? Was für eine Realsatire, die “womöglich europaweit singuläre” Militärstadt Albertstadt gegen mehr Grün in der Neustadt einzuwenden? Wieso eigentlich müssen ein paar unansehnliche und verfallende Baracken der Nachwelt erhalten bleiben, ein Denkmal des deutschen Militarismus kurz vor dem 1. Weltkrieg? Geht es um Arbeitsplätze, wird “Denkmalschutz” ja auch nicht ernst genommen, etwa als Ende der Nuller Jahre ein wesentlich ansehnlicheres Gebäude der alten Heeresbäckerei für eine Ansiedlung von Bosch abgerissen wurde. Eine Nachfrage von M. Ton hat dann ergeben, dass das östlichste Gebäude erst von 1926 stamme und deshalb nicht schützenswert sei. Folgt man der Denke der Denkmalbehörden, könnte man die Erhaltung als Denkmal der Wiederaufrüstung der Reichswehr in der Weimarer Republik rechtfertigen.

2. Verhandlungen der Stadt und der neue Flächennutzungsplan

Die Stadtverwaltung verhandelt seit 2016 mit dem Freistaat verhandelt, da dieser die Grundstücke – zum Preis von Grünflächen! – an die Stadt Dresden verkaufen muss. Doch wie so oft blockiert das Land die Entwicklungsinteressen der Stadt. Erst 2018 lenkte der Freistaat etwas ein und akzeptierte eine Parkerweiterung in Verlängerung der bisherigen Westerweiterung nach Norden (Fläche Nr.1 des Aufstellungsbeschlusses). Den Streifen entlang der Tannenstraße bis zur Königsbrücker wollte die SIB aber weiterhin nicht herausgeben. Der Stadtrat hat dann im Juni 2019 den neuen Flächennutzungsplan beschlossen, der wie im gültigen Aufstellungsbeschluss vorgesehen, alle Flächen als Parkerweiterung ausweist. In einem verwaltungsinternen Vorentwurf des Bebauungsplans ist die gesamte Fläche an der Tannenstraße als Park und Biotopverbund und für eine Fuß- und Radverkehrsverbindung vorgesehen. Auf der Fläche westlich der bisherigen Westerweiterung soll – anders als vom Bauausschuss beschlossen – der Verwaltungsstandort der SIB ausgebaut werden.

3. Gestaltungsideen für die Alaunpark-Erweiterung

Wie könnten die Erweiterungsflächen gestaltet werden? Von der Königsbrücker Straße sollte der Alaunpark erlebbar geöffnet werden. Hier stehen schöne alte Bäume, die erhalten werden sollten. Trotzdem kann von dort ein Fußweg und ein Radweg geführt werden, aber bitte nicht schnurgerade! Der jetzige Mitarbeiterparkplatz der SIB muss nach Süden verlegt, die Fläche dann bepflanzt und in den Park integriert werden. Der dicht bewachsene steile Hang zur Tannenstraße sollte als Waldstreifen erhalten bleiben. Im nördlichen Teil der bisherigen Westerweiterung findet sich eine erstaunliche Zahl seltener Pflanzen. Zusammenhängende Teile des Nordabhangs sollten daher als vorrangige Naturzone erhalten und entwickelt werden. Mit dichten, dornenreichen Sträuchern an den richtigen Stellen und einem intelligenten Wegekonzept sollte das ohne Einzäunung möglich sein – ein Stück wilder Natur mitten in der Neustadt! Weitere Spielgeräte sollten im südlichen Teil zwischen der Spinne und dem Zugang Paulstraße konzentriert werden, dort wo sich auch die Kita befindet. In nördlicher Richtung ist ein weiterer Stadtgarten denkbar. Die Wiese sollte schließlich mit Einzelbäumen oder Baumgruppen im Sinne einer halboffenen Landschaft gestaltet werden.

Doch bevor es soweit ist, muss die Stadtverwaltung den Entwurf eines Bebauungsplans vorlegen. Dabei sollte für die Idee, Büros statt Wohnungen zu bauen, noch nicht das letzte Wort gesprochen sein. Jedenfalls ist mehr Druck für die Parkerweiterung aus der Neustadt notwendig, um den Beschluss auch durch den

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